Dienstag, 10. Januar 2017

von herzen mutter

Mutter warst du.
Nicht nur die meine,
sondern aller
die am familienschirm
sich unterstellten.
Stets offen waren
deine arme, dein herz
nur gebend, immer nur
bedacht andere zu
freuen, zu tragen, zu
erheben und zu lieben.
Die liebe, sie war dein
schild, dein wesen.
Die liebe, die warst du.


©beatrix brockman

Kein Kaffeeklatsch

Sechsundachtzig wärst du
heute, säßest noch immer
du auf jenem stuhl, den
vater zimmerte.  Sprächen
wir noch immer jeden morgen
miteinander über Gott und
die welt und die neuesten
und uralten schnulzen, die
du zum wer-weiß-wie-vielten
male geschaut.  Plante ich
schon meinen flug zu dir,
die wochen auf deinem sofa,
das der vater gebaut, gefesselt
an einen fernsehapparat, dessen
einzige aufgabe es war, die
kapazität des trommelfells
zu testen. Sechsundachtzig
wärst du heute, hättest du
schon vor tagen buttercreme
torte und frankfurter kranz
sowie eine himbeersahnetorte
gebacken.  Klingelte es immer
an der tür mit gästen, die du
nie erwartetest und für die du doch
doch vorbereitet.  Sechs und
achtzig wärst du heute.


10. Januar 2017

©beatrix brockman

Donnerstag, 5. Januar 2017

nachtfahrt

grau färben sich
die himmel
wenn der tag
zur nacht
sich neigt

auf weiter straße
in den rolling hills
von tennessee
verrichtet ein
schwarzer geier

seinen dienst am aas
des tages, dessen platt
gewalztes, graues fell
die spezies nur noch
ahnen lässt

seltsam streckt sich
allein ein spitzes
öhrchen vom asphalt
das wohl diesem oder
jenem säuger einst gehörte

du fährst gen westen
und leonard cohen dröhnt
aus dem fender system
während du beim mitsingen
den ton  nie triffst

grau färben sich
die himmel wenn
der tag zwischen
den hügeln zur
nacht sich neigt


©beatrix brockman